Vor, während und auch nach dem 2. Weltkrieg musste in der Grenzregion, jedenfalls seitens der Trachtenkapelle Brand, oft auf tschechische AushilfsmusikerInnen zurückgegriffen werden. In erster Linie bei Begräbnissen war eine musikalische Begleitung ohne gegenseitige Aushilfe nicht möglich. Der Großcousin von Adolf Zeller, Bohuslav Marek, war einer der AushilfsmusikerInnen. Später war er mit dem südböhmischen Komponisten Ladislav Kubeš bei der Militärmusik in Jindřichův Hradec 1947 – 1948 eingerückt. Es entstand durch diese Kontakte eine musikalische Zusammenarbeit in der Grenzregion, bei der nach mündlicher Überlieferung auch Blasmusik-Literatur wie z.B. Begräbnis- und Unterhaltungsstücke ausgetauscht wurden.

Ab 1962 wurden mit Ladislav Kubeš und seiner Kapelle gegenseitige Besuche in Tschechien und Österreich organisiert. Der oft mehrtägige Aufenthalt in Brand-Nagelberg, auch in Privatunterkünften von Mitgliedern der Trachtenkapelle Brand, fand immer unter Aufsicht von Kommissären des kommunistischen Regimes statt, da Fluchtgefahr bestand. Die tschechischen MusikerInnen wurden dabei mit Waren des alltäglichen Bedarfs (u.a. Stoffe zum Kleidermachen) heimlich versorgt. Eine Bedingung des Austauschs war außerdem, dass die Musikgruppe mit freier Kost und Logie entlohnt wurde, gegen Gage durften die MusikerInnen im Ausland praktisch nicht auftreten.

Die Politik wurde eingeschaltet und seitens der Vereinsführung nach Hollabrunn ins Regionalbüro der kommunistischen Partei gepilgert, um ein Parteischreiben zu erbitten, damit Ladislav Kubeš und seine Blasmusikkapelle offiziell den „Eisernen Vorhang“ überschreiten durfte. Dieses Engagement sorgte dafür, dass die Kompositionen von Ladislav Kubeš zunehmend auch in Österreich - neben seinen Auftritten und Besuchen in der Region und darüber hinaus - Verbreitung fanden.

Natürlich kam bei der gemeinsamen Leidenschaft für Blasmusik auch der Spaß nicht zu kurz: Damals war man in unseren Breitengraden hoch angesehen, wenn man einen Krug mit 1l Bier spendierte. Dies war einfach etwas Besonderes. Als Kubeš bei der Ankunft einen Krug Bier wollte, erhielt dieser zu seiner Überraschung einen 15l Bierkrug angefüllt (der in unserer Gemeinde hergestellt wurde).

Nach der Gründung des „Kleinen Ensembles“ 1971 nahm sich der damalige Kapellmeister Othmar Macho in beispielgebender Weise um die Gestaltung von Trauermusik an, wobei auch die alten böhmischen Trauermärsche, schon zur Zeit des Vorgängers Adolf Zeller von Kubeš übernommen, weithin bekannt und geschätzt wurden. Auch für die Unterhaltungsmusik wurde man über den Bezirk hinaus bekannt. Bis heute werden bei Begräbnissen einzelne dieser Trauerlieder regelmäßig gespielt.

Ladislav Kubeš selbst komponierte an die 400 Polkas, Walzer, Märsche, Galoppe und Titel in anderen Rhythmen, die er den 300 Kompositionen aus der Feder seines Vaters Matěj Kubeš hinzufügte. Die Trachtenkapelle Brand ist u.a. in Besitz von über 150 Werken von Ladislav Kubeš, teilweise im Original per Hand verfasst und mit persönlicher Widmung versehen.

Der Kontakt zu Kubeš sen. hielt bis zu seinem Tode 1998. Die Mitglieder der Trachtenkapelle waren oft auf Hausbesuchen in Tschechien (Žíšov), mit der Besonderheit, dass man schon in der Einfahrt die Schuhe ausziehen musste.

2010 wurde das internationale Blasmusikfestival „Der böhmische Traum“ als Nachfolge der seit 1968 stattfindenden Wald-, Heustadl- und zuletzt Pfingstfeste gegründet. Bei diesen Festen wurden und werden regelmäßig befreundete Blasmusikkapellen aus Südböhmen (aber auch aus anderen Regionen Mitteleuropas) eingeladen, was für die BesucherInnen, insbesondere aber für die Gemeindebevölkerung, einen grundsätzlichen Reiz darstellt.

Ladislav Kubeš jun. ist Schirmherr dieser jährlich durchgeführten Veranstaltung. Im Rahmen eines Großkonzertes werden unter anderem Stücke und Arrangements der Familie Kubeš aufgeführt, in Würdigung ihres Lebenswerkes und stellvertretend für alle freundschaftlichen Verbindungen zum nördlichen Nachbarn, die man ebenso schätzt, wir die innige Freundschaft zur Familie Kubeš.

Auf Grund eines Generationswechsels in der Trachtenkapelle Brand entstand 2019 intern eine neue „Böhmische“ namens „Kubešovanka“, die in nächster Generation zum zuvor „Kleinen Ensemble“ vor allem den musikalischen Teil des Kulturerbes weiter- und wiederentdecken möchte.